Herkulaneum

Herkulaneum

In spätem Mittagslicht liegt die kleine Stadt ganz
eng, in sich geschlossen da –
auf hohen Pfaden erreicht man sie dort unten –
zauberhaft entbietet sie dir ihren Gruß –

Palmen in Höfen, in Gärten –
die Villen ausgestorben, doch aussehend fast wie gestern noch
bewohnt –
Fresken, Bilder von ihrem Wesen, ihrem Leben erschließen
dir ihre Welt –
wie heiter muß ihr Leben gewesen sein?

dicke Krüge, einstmals gefüllt mit rotem Wein,
an fast allen Ecken ihrer Straßen –
noch sieht manverkohlte Waren, Korn, die Reste
ihres Holzes, verbrannt vom heißen Lavastrom –
über allem liegt der Schleier warmer Luft –

du atmest ruhig – ein und aus – ein und aus –
du bist ganz ruhig, gelöst, entspannt –

nichts ist da was dich bedrückt –
dir ist so wohl – du fühlst dich wohl –

–Quelle: Else Müller, Du spürst unter deinen Füßen das Graß, Verlag: Ratgeber Fischer Juli 1983, Seite 97

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